ABC-Kalender September 2017: Ein bißchen Frieden

Kommunikationsagentur Wiesbaden

In unserem Alltag, im Umgang mit Verwandten, Kollegen, Freunden, Fremden, gibt es ein schier unerschöpfliches Reservoir an Anlässen für Querelen. Der Nachbar, der falsch parkt. Der Idiot, der einem die Vorfahrt nimmt. Der Schiri, der das Foul nicht pfeift. Der Hundebesitzer, der Fiffis Hinterlassenschaft einfach liegen lässt… Jedem von uns fallen bestimmt noch zehn weitere Dinge ein, die uns zuverlässig in Rage bringen. Mancher Disput erscheint dabei völlig überflüssig, während in anderen Fällen ein ordentlicher, sachlicher Streit dringend geboten wäre.

„Ihr Gartenzwerg stört mein ästhetisches Empfinden“
Der Klassiker: ein Streit zwischen Nachbarn. Oft geht es beim Zank über den Gartenzaun um Lappalien wie zu laute Musik, zu hohe Hecken oder mangelnde Pflichterfüllung, etwa beim Kehren der Straße oder beim Schnee räumen. Für Außenstehende oft kaum nachzuvollziehen und vielfach belächelt, landen viele dieser Auseinandersetzungen tatsächlich vor Gericht: Jedes Jahr gibt es in Deutschland rund eine halbe Million Verfahren mit bzw. wegen zerstrittener Nachbarn. Welche absurde Zahl. Sicher, mancher Streitfall muss einfach professionell gelöst werden und spätestens wenn auch körperliche Übergriffe im Spiel sind, ist das ein Fall für den Strafrichter. In den allermeisten Fällen wäre dem lieben Frieden aber sicher damit genüge getan, frühzeitig das Gespräch zu suchen, sich die Bedenken des Anderen anzuhören und vielleicht auch einen Schritt aufeinander zuzugehen. Vielleicht muss der Gartenzwerg ja wirklich nicht gerade in dieser Ecke stehen.

Miteinander streiten statt übereinander lästern
Die meisten von uns gehören im beruflichen und besonders im privaten Kontext einer Reihe unterschiedlicher Gruppen an. Vielleicht sind wir Hundebesitzer, Radfahrer, Engagierte in einer Bürgerinitiative, Mütter schulpflichtiger Kinder, Ehrenamtliche in der Flüchtlingshilfe oder Hobby-Köche. Und mal ehrlich: wie oft kommt es vor, dass wir im Kreise Gleichgesinnter über „die Anderen“ lästern, uns aufregen und jede Menge Gründe wissen, warum diese im Streitfall im Unrecht sind. Um unserem Ärger Luft zu machen, posten wir dann vielleicht noch einen netten Text auf Facebook, der besagt: alle Gegner unserer Bürgerinitiative sind ignorant; alle Hundebesitzer sind rücksichtslos; wer Bedenken gegen den Bau einer Unterkunft für Geflüchtete hat, ist ein Rassist… Und so weiter. Wie wäre es stattdessen, wenn wir uns öfter mal anhören würden, warum jemand nicht unsere eigenen Ansichten teilt. Wenn man nicht davon ausgeht, dass andere Menschen grundsätzlich begriffsstutzige Trottel sind, lässt sich fast immer die Basis für ein Gespräch finden.

Um welchen Stein des Anstoßes es auch jeweils gehen mag, wichtig erscheint vor allem eines: dass wir die Fähigkeit erhalten – oder erst erlernen –, miteinander statt übereinander zu streiten. Und wenn sich die Gemüter dann doch erhitzen (das muss schließlich auch manchmal sein), tut eines sicher ganz gut: tief durchatmen und Fünfe gerade sein lassen.