Der Kampf gegen Fake News

Accente (not) on Tour – März 2019

Die Anonymität und Schnelligkeit digitaler Kommunikation erleichtert Falschmeldungen. Der Begriff der „Fake news” ist weltweit in aller Munde. Ob bei Menschen wie Donald Trump oder dem neuen brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, die anderen die Verbreitung von Fake News vorwerfen und dabei selbst unentwegt ebensolche verbreiten – oder aber bei den vielen Journalisten, Aktivisten, Bloggern, Politikern und „ganz normalen Menschen“, die täglich daran arbeiten, Unwahrheiten aufzudecken und seriöse Informationen zu veröffentlichen. Sucht man allerdings jemanden, der einem zu diesem Thema vor einer Kamera Rede und Antwort steht – wie in unserem Fall für „Accente on Tour“ – wird die Sache schon etwas schwieriger. Aus diesem Grund findet sich an dieser Stelle nicht wie angekündigt unser Video-Interview für den Monat März, sondern „nur“ dieser kleine Textbeitrag.


Obama beleidigt Trump – „Dank“ künstlicher Intelligenz

In Zeiten von Falschmeldungen und der Gefahr gezielt manipulierter Daten ist das Vertrauen vieler Menschen in analoge und digitale Medien ernsthaft angekratzt. Viele wissen nicht mehr, was oder wem sie glauben sollen. Wenngleich es sich dabei nicht um von der Redaktion gezielt verbreitete Fehlinformationen handelt, so zeigte jüngst der Fall des Claas Relotius doch sehr eindrücklich: Auch qualitativ höchst anspruchsvolle und selbstkritische Medien wie der Hamburger „Spiegel“ sind nicht davor gefeit, Fake News bzw. gezielter Manipulation zum Opfer zu fallen.

Durch die digitale Transformation ist inzwischen jeder in der Lage, immer und überall „Content“ zu produzieren und zu veröffentlichen. Wer vor 50 Jahren im großen Stil Lügen verbreiten wollte, musste dafür schon ganz schön erfinderisch sein und über entsprechende Ressourcen verfügen. Heute sind nicht nur unwahre Textbotschaften mit einem Klick in die Welt geschickt: Wer sich ein bißchen in die Materie einarbeitet, kann recht schnell auch Bilder, Videos und Sprachaufnahmen manipulieren. Viral geworden ist etwa ein mithilfe künstlicher Intelligenz erzeugtes fiktives Videointerview mit Barack Obama, in dem dieser u.a. Präsident Trump nicht sehr schmeichelhaft als „Vollidioten“ bezeichnet. Für den Moment mag diese Technologie noch etwas unausgereift und nur einem kleinen Kreis von Menschen zugänglich sein – aber wie lange wird es bei der rasanten technologischen Entwicklung wohl dauern, bis auch ein gewöhnlicher Verschwörungstheoretiker per App aus seinem Wohnzimmer entsprechende Botschaften erstellen kann?!

Die Verifizierung von Informationen und vermeintlichen Fakten ist deswegen heute wichtiger denn je. Und diese (Selbst-)Verpflichtung bleibt keineswegs nur auf die öffentliche Sphäre inklusive sozialer Netzwerke wie Facebook beschränkt: Nach einer neuen BBC-Studie haben auch Messenger-Dienste – d.h. vermeintlich „private“ Unterhaltungen – ein Fake News-Problem. Zum Beispiel über WhatsApp verschickte Nachrichten gelten demnach beim Empfänger eher als glaubwürdig, weil sie von Bekannten oder einem Familienmitglied geteilt worden sind. Das nutzte etwa Jair Bolsonaro in Brasilien gezielt aus: Unterstützer seines Wahlkampfes verbreiteten in über 2.000 WhatsApp-Gruppen teilweise abstruse Diffamierungen von politischen Gegnern in Form von fingierten Fotos, Videos oder Audiodateien – und trugen damit womöglich zum Sieg des rechtsextremen Politiker bei.

Die Wahrheit macht Arbeit

Doch wie lösen wir das Problem der Fake News? Wo erwerben wir die Medienkompetenz, um im Datendschungel zu navigieren und Lüge von Wahrheit zu unterscheiden? Die Antwort darauf kann weder kurz noch einfach sein. Fake News ist dadurch zu begegnen, dass wir Informationen immer wieder reflektieren und deren Quelle kritisch hinterfragen. Das gilt nicht nur für die sogenannten Erwachsenen: Insbesondere Kinder und Jugendliche müssen in Kindergärten, Schulen und Elternhäusern den kritischen Umgang mit Informationen lernen und dadurch ein Bewusstsein zur Unterscheidung von Fakt und Fiktion entwickeln. Und wir begegnen dem Problem auch dadurch, dass wir denjenigen, die offensichtlich „alternative Fakten“ verbreiten – so die zynische Version des Wortes „Lüge“, geprägt im Dunstkreis von Donald Trump – immer wieder den Spiegel vorhalten und sagen: Nein, wir glauben deine Lügen nicht.

Im April geht es bei „Accente on Tour“ weiter mit dem Thema „Das schwarze Brett ist tot – Trends der internen Unternehmenskommunikation“.
Schauen Sie rein – es lohnt sich!