Europäischer Tag der Parodontologie: Volkskrankheit Parodontitis – Je früher erkannt, desto erfolgreicher kann behandelt werden

Kommunikationsagentur Wiesbaden

Parodontitis, die Entzündung des Zahnhalteapparates, zählt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen weltweit. Auch in Deutschland leiden etwa 11,5 Millionen Menschen an einer schweren Form dieser Volkskrankheit. Parodontitis kan unbehandelt zu Zahnverlust führen sowie Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit und das allgemeine Wohlbefinden haben. Wie bei einem Eisberg verläuft die Erkrankung unterhalb der sichtbaren Oberfläche. Und da sie meist auch nicht schmerzt, wird sie häufig erst in einem weit fortgeschrittenen Stadium erkannt. Es ist also wichtig, Warnsignale für eine mögliche Parodontitis zu kennen und bei ersten Anzeichen den Zahnarzt aufzusuchen. Denn durch frühzeitiges Erkennen und eine systematische Behandlung kann der Krankheitsprozess zum Stillstand gebracht werden. Ästhetische oder auch funktionelle Veränderungen lassen sich dadurch weitgehend begrenzen und der Zustand des Zahnhalteapparates deutlich verbessern.

Am Europäischen Tag der Parodontologie am 12. Mai 2017, der 2014 von der European Federation of Periodontology (EFP) ins Leben gerufen wurde, macht die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) in der Öffentlichkeit auf diese versteckte Volkskrankheit aufmerksam. Mit einem ganzen Paket an Aufklärungsmaterial soll in der Bevölkerung das Bewusstsein dafür geschärft werden, dass Parodontitis sehr verbreitet ist, ihr vorgebeugt und sie erfolgreich behandelt werden kann, sie aber zugleich in ihrer schweren Form eine ernsthafte Bedrohung nicht nur für die Mund-, sondern auch für die Allgemeingesundheit darstellt. Denn Bakterien aus der Mundhöhle können über die Blutbahn in weit entfernte Regionen des Körpers gelangen und beispielsweise Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus begünstigen oder das Risiko für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems wie Herzinfarkt erhöhen. Die DG PARO nutzt für die Aufklärungskampagne vielfältige Kanäle, wie die Webseite www.dgparo.de, Facebook und eine Parodontitis-Selbsttest-App. Erstmals wird auch Außenwerbung in Form von digitalen Anzeigetafeln in Berlin und Frankfurt eingesetzt.

Parodontitis: Entstehung, Verlauf, Symptome
Parodontitis ist eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates, also aller Anteile, die an der Verankerung des Zahnes im Knochen beteiligt sind. Diese Verankerung aber sieht man nicht, wie bei einem Eisberg. Eine Parodontitis beginnt immer mit einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis). Als Hauptauslöser sowohl der Gingivitis als auch der Parodontitis gilt der bakterielle Zahnbelag. Wird dieser nicht regelmäßig und gründlich entfernt, entsteht zunächst eine oberflächliche Gingivitis, die sich durch vermehrtes Zahnfleischbluten sowie gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch bemerkbar macht. Im Gegensatz zu Parodontitis ist Gingivitis reversibel, d.h. sie lässt sich ohne großen Aufwand durch die Entfernung der Beläge und Intensivierung der eigenen täglichen Mundhygiene erfolgreich beherrschen. Ohne Behandlung kann sich aus der Gingivitis jedoch eine Parodontitis entwickeln. Dabei wandert die Entzündung weiter in den Bereich des Kieferknochens ab und zerstört die Fasern und den Knochen, die den Zahn verankern. Zwischen Zahnwurzel und Zahnfleisch entstehen Zahnfleischtaschen. Unbehandelt kommt es zu weiterem Knochenabbau, infolgedessen die Zähne ihren Halt verlieren, sich lockern und letztlich ausfallen können.

Schöne Zähne sind nur die Spitze des Eisbergs
Parodontitis verursacht selten Schmerzen und wird daher häufig zu spät bemerkt, wenn bereits große Teile des zahntragenden Gewebes verlorengegangen sind. Darauf macht auch das Plakatmotiv der DG PARO aufmerksam. Der Eisberg symbolisiert das Tückische der Krankheit, die sich unterhalb der sichtbaren Oberfläche schleichend abspielt. Umso wichtiger ist es, auf Warnsignale zu achten, die auf eine mögliche Parodontitis hindeuten: Zahnfleischbluten, geschwollenes und gerötetes Zahnfleisch, Mundgeruch, Änderung der Zahnstellung, länger werdende und gelockerte Zähne sowie Zahnfleischrückgang. Bei Veränderungen am Zahnfleisch oder ersten Krankheitssymptomen kommt der Zahnarzt bzw. Parodontologe ins Spiel: Er ist der Experte, der auch unter der Oberfläche nachschaut und sich um alles kümmert. Eine Möglichkeit für eine grobe Einschätzung, ob eine parodontale Erkrankung vorliegen könnte, bietet auch die kostenlose DG PARO-Selbsttest-App, die man in den App Stores oder auf www.dgparo.de runterladen kann. Mithilfe der verständlichen und leicht zu bedienenden App kann jeder Patient seine Risikofaktoren selbst einschätzen und entsprechend aktiv werden.

Gründlich reinigen und regelmäßig zum Zahnarzt gehen
Ursache sowohl für eine Gingivitis als auch eine Parodontitis ist immer eine gehäufte Ansammlung von Bakterien in Form der Zahnbeläge. Daher ist eine regelmäßige und gründliche Mundhygiene die erste und wichtigste Voraussetzung, um Erkrankungen des Zahnhalteapparates vorzubeugen. Neben dem Putzen der Zähne sollten auch die Zahnzwischenräume zu Hause gereinigt werden, wo möglich immer mit Zahnzwischenraumbürstchen, ansonsten mit Zahnseide. Darüber hinaus kann eine professionelle Reinigung der Zähne helfen, schwer zugängliche Stellen sauber zu halten und damit die häusliche Mundhygiene zu vereinfachen. Bei der Reinigung der Zähne in der Zahnarztpraxis sollten Patienten auch unterwiesen werden, wie sie ihre Putztechnik optimieren und geeignete Mundhygienehilfsmittel einsetzen können.

Achtung: auch ohne Beschwerden ist die regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchung unerlässlich.

Zahnärztliche Vorsorgeuntersuchung kann Folgeschäden mindern
Der Zahnarzt kann mit einer „Früherkennungsuntersuchung des Zahnfleisch“ den Gesundheitszustand des Zahnhalteapparates überprüfen. Bei dieser Untersuchung wird der Parodontale Screening Index (PSI) erhoben. Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und ist kaum spürbar. Mithilfe des PSI ist es möglich, bereits frühe Formen der Erkrankung zu erkennen. Ergibt diese Untersuchung einen Verdacht auf eine Parodontitis, so kann durch eine umfassende Untersuchung die endgültige Diagnose abgeklärt werden. Das erleichtert die erfolgreiche Behandlung. Denn gerade in Frühstadien sind Erkrankungen des Zahnhalteapparates gut behandelbar. Ein deutlicher Rückgang des Zahnfleischs oder Lücken lassen sich so weitgehend vermeiden. Die Kosten für die Erhebung des PSI werden alle zwei Jahre von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

Phasen der Parodontitisbehandlung
Generell gilt: Eine Parodontitis kann durch frühzeitiges Erkennen und systematische Therapie zum Stillstand gebracht werden. Der Zustand des Zahnhalteapparates kann deutlich verbessert werden. Dabei ist immer auch die Mitarbeit des Patienten gefordert: In der ersten Behandlungsphase wird das zahnärztliche Team zunächst die Mundhygiene des Patienten einschätzen und alle erreichbaren weichen und harten Beläge oberhalb des Zahnfleischrandes entfernen. Diese Vorbehandlung in der „Hygienephase“ umfasst zudem eine ausführliche Mundhygieneunterweisung mit praktischen Tipps für eine optimale häusliche Zahnpflege. In der darauffolgenden Phase, der „Parodontalbehandlung“, werden unter lokaler Betäubung bakterielle Beläge von den Wurzeloberflächen im Bereich der vertieften Zahnfleischtaschen entfernt. Der Erfolg dieser nicht-chirurgischen Therapie wird einige Monate danach kontrolliert und falls notwendig weiterführende chirurgische Maßnahmen geplant. Die anschließende „Nachsorgephase“ hat zum Ziel, das erreichte Behandlungsergebnis langfristig aufrechtzuerhalten. Die Häufigkeit der Termine für die lebenslang durchzuführende unterstützende Parodontitistherapie (UPT) richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und ob Risikofaktoren wie Nikotinkonsum vorliegen.

Ohne regelmäßige Nachsorge und eine sorgfältige häusliche Mundhygiene besteht die Gefahr, dass die Erkrankung wiederkehrt und sich die Zerstörung des Zahnhalteapparates fortsetzt.

Fazit: Parodontitis ist beherrschbar, wenn Patient und das zahnärztliche Team gut zusammenarbeiten.

Quellen:
DG PARO Patientenratgeber für die Praxis; Ratgeber 1 – Parodontitis: Vorbeugung und Therapie.
DG PARO Patientenratgeber für die Praxis; Ratgeber 3 – PSI: Der Parodontale Screening Index zur Früherkennung der Parodontitis.
DG PARO Patientenratgeber für die Praxis; Ratgeber 6 – Parodontitis & Diabetes.
DG PARO PM Fachpresse Europäischer Tag der Parodontologie: DG PARO geht offensiv in die Patientenaufklärung.
Einfluss der oralen Gesundheit auf die Allgemeingesundheit. Bundeszahnärztekammer, Statement Prof. Dr. Oesterreich, 10. Februar 2012.

Infokasten
Das können Patienten tun:

  • Auf Veränderungen am Zahnfleisch und versteckte Warnsignale achten
  • Mithilfe der „Selbsttest Parodontitis“-App die persönliche Erkrankungswahrscheinlichkeit ermitteln und entsprechend aktiv werden
  • Besondere Sorgfalt auf die tägliche häusliche Mundhygiene verwenden
  • Neben Zahnbürste auch Zahnzwischenraumbürstchen und Zahnseide verwenden
  • Auch ohne Beschwerden regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen bzw. Nachsorgetermine gewissenhaft wahrnehmen
  • Alle zwei Jahre im Rahmen der „Früherkennungsuntersuchung des Zahnfleischs“ den PSI erheben lassen, um den Gesundheitszustand des Zahnhalteapparates zu kontrollieren
  • Gesundheitsbewusst leben, d.h. auf das Rauchen verzichten, sich ausgewogen und abwechslungsreich ernähren, für ausreichend Bewegung sorgen und psychischen Stress vermeiden